Montag, 26. August 2013


305 -

Der Tempel der Shakti, Devi Jagadamba - meine Innere Frau


Bild 77: Das Bild der Göttin Devi Jagadamba 
- der Aspekt der Shakti-Kraft




Was ich nun beschreibe, war das Wesentlichste für mich: die Begegnung mit der Inneren Frau - oder umgekehrt für die Frauen, die Begegnung mit dem Inneren Mann. Diese Sache wird von ein paar in rote Roben gekleidete Frauen geleitet.

Im antaral wurden dicke Teppiche ausgelegt, Teppiche mit bunten Mustern, manche Bereiche eher rot, manche eher blau. Nach einem zarten Tanz für die Männer, einem kräftigen Tanz für die Frauen legten wir uns hin, nach der eigenen Wahl auf rote oder blaue Gebiete, ich auf Rot.

Schließe deine Augen und sei ganz still. Geh tief in deinen Körper, laß los, was du noch eben warst. Du wanderst durch deinen Körper und siehst dir alles an – von innen.

Dieses Loslassen – was ist das? Ich erinnere mich an das Baden in einem See, der Körper ist umschlossen vom Wasser, das sich bewegt und den Körper hin und her schaukelt. Ich habe mich ganz in diesen See hinein begeben, habe alles Streben und Wollen losgelassen. Jemand erzählte mal, daß er in einem Gebirgsfluß in einen großen Wasserwirbel gesprungen ist, in dem schon viele ertrunken seien – weil sie gegen den Wirbel, der sie nach unten zog, ankämpften. Doch er ließ sich hinunter ziehen und war in Sekunden seitwärts wieder ausgespien und schwamm erstaunt an der Oberfläche, er hatte ganz losgelassen und sich dem Wirbel hingegeben.

Und die Rote leitet uns durch jedes Glied, jedes Organ, über die Haut und unter die Haut ...

... sieh dein rechtes Knie von innen an, betrachte es und erlebe es. Nun geh weiter in den Oberschenkel ...


Nichts gibt es zu tun, nur beobachten, der Körper regt sich nicht, nur die Wachsamkeit sieht alles an.

Und dann an die Männer:

Nun bist Du Frau. Erlebe nun deinen Körper als Frauenkörper. Manches ist anders, das meiste ist sehr ähnlich wie beim Mann. Doch manches ist anders. Du bist nun ganz Frau im Jagadamba-Tempel. Du erlebst deine fraulichen Gefühle. Du erlebst deinen Schoß, deine Gebärmutter, deine Brüste, deine helle Stimme, deine weichen Wangen, deine vollen und dunklen  Lippen, die gierig sind nach der anderen Haut. Fühle das alles und werde dir ihrer bewußt. Streichle deine weichen Glieder, deine zarten Gefühle. Streichle liebevoll deine Brüste und deinen Schoß, dann weißt du.


Du beginnst zu erleben, was du als Frau fühlst, wie unsere Meisterin sagt, erinnere dich:

Die Frau hat alles in sich. Innen in der Frau gibt es das Leben dieser Welt – tief in ihrem Leib schafft und hütet sie neues Leben, sie erschafft etwas – das kann der Mann nicht. Sie muß nicht auf vergeblicher Suche umherwandern sondern sie hat und hütet es in sich, in ihrem Schoß.

Da sie nicht aggressiv ist, wird sie nicht die Tiere fangen, töten und nach Hause verschleppen. Sondern sie wird sich still hinsetzen und das Leben da draußen in großer Liebe beobachten und aus dem Beobachteten ihr Bild von der Natur erschließen.


Die Rote leitet uns weiter:

Wenn du Tier-Forscher bist, nimmst du das Tier behutsam von der Wasseroberfläche des Flusses in deine Hand, träufelst voller Mitgefühl beständig Wasser über den Tierkörper und setzt es schließlich wieder ins Wasser. Du hast das Tier angesehen und dir seine Gestalt, seine Farben und seine Bewegungen eingeprägt. Vielleicht kannst du es nun malen. Oder es ist so tief in deiner Seele eingeprägt, daß du sein Aussehen später dem König weitererzählen wirst.

Wenn du Gärtner bist, gräbst du das sogenannte Unkraut liebevoll aus, mit seinen Wurzeln, und legst es auf den Composthaufen. Dort kann sie sich wieder zu fruchtbarer Erde verwandeln.

Tiefer und tiefer geht es:

Nun empfindest du dich selbst als das Tier, das aus dem Wasser genommen wird: gewaltsam nimmt dich ein starkes Wesen aus deinem Lebensraum, es wird trocken auf deiner Haut, deine Bewegungen werden schwer ... Doch du wirst zurückgegeben in deinen See ...

So erleben wir Charakterzüge als Frau. Das alles ist auch in mir (sonst könnte ich es nicht erleben). Wir bleiben eine Weile still liegen und beobachten weiter unseren Körper und unsere Seele. Dann sagt die Rote zu den Männern:

Du erlebst dich als Frau. Als Frau hast du einen inneren Mann. Nun kommt aber dein innerer Mann und begrüßt dich als seine Geliebte. Du gibst dich seinen Berührungen hin, er streicht mit seinen etwas rauhen, warmen und liebenden Händen über deinen Körper, er streichelt deinen nackten und hingegebenen Körper, und du machst leichte wohlige Laute. Voller Dankbarkeit und Liebe gibst du dich hin.

Wirklich, ich bin ganz Frau, ich habe es noch nie so schön bei einer geliebten Frau gesehen, wie ich es nun selbst erlebe. Ganz gebe ich mich hin. Die Rote sagt nichts mehr, lässt alles geschehen. Eine stille und leichte Musik spielt dazu und führt uns tiefer und tiefer in unsere Gefühle.


Wir umarmen uns und spüren unsere nackten und schönen Körper. Ich rieche meine Wollust und seine Wollust, streiche volle Liebe über seine Haut. Voller Freude umarmen und vereinigen wir uns. Lange bleibt die Vereinigung, und sie ist mal still, mal lebendig. Wir sagen uns zwischendurch, „mehr“ oder „jetzt mal ruhiger“. Durch unsere Aufmerksamkeit und Klarheit steuern wir unsere Körper auf einen gleichzeitigen Höhepunkt los – wir lassen nicht nur los, sondern wir halten ganz still und beobachten alles, was geschieht. Wir überlassen unseren Körpern alle Regie und erleben nur, was geschieht. Unsere Körper vibrieren, und ich höre unsere Stimmen. Ich spüre sein Glied tief in mir, ich spüre wie es warm aus ihm in meinen Körper fließt, und ich bin total glücklich, daß mein Geliebter bei mir ist und so tief in mir ist – wir lassen in große Ruhe hinein los, sind vollständig vereinigt, an jeder Stelle unserer Körper und unserer Seelen.

Nach sehr langer Zeit lösen wir unsere Körper wieder. Wir sind beide glücklich über diese Zeit. Leise führt uns die Rote zurück in das, was wir vorher waren: Ich finde wieder in meinen Mann zurück. Die innere Frau zieht sich ein wenig zurück, ich bin ihr dankbar für diese Stunden.


Tief in der Nacht kommt die Meisterin und sagt uns:

Ihr habt nun erlebt, was eine Frau ist, was ein Mann ist, indem ihr sie an euren inneren Frauen und Männern erlebt habt.


Viel tiefer innen aber als die innere Frau, als der innere Mann, da bist DU, da beobachtest und erkennst du alles, was dir geschieht und was du bist. Dieses Tiefe „DU“ ist aber weder Frau noch Mann, es IST einfach. Wer dieses nicht loslassen kann, träumt weiterhin den „Traum von Mann und Frau“, der alt und überholt und brüchig ist.


Wenn ihr bald wieder beginnen werdet, in euren Dörfern zu arbeiten, denkt daran: die Natur ist eine Frau, sie ist nicht ein Mann. Begegnet der Natur, wie ihr einer Frau nun begegnen würdet – oder wie sie es wünscht.

Und ihr Männer: seid offen für die Teilhabe von Frauen an euren Arbeiten, ja macht aus euren Aufgaben auf dem Feld ein gemeinsames Unternehmen von Frauen und Männern. Alle tragen das Ihre dazu bei. Aus dem gemeinsamen Erleben der Natur werdet ihr schließlich lernen, was die Natur in Wirklichkeit ist.


Ihr Männer, versenkt eure Wachheit tief in diese Mutter Natur hinein, sie wird euch einiges erzählen. Und seid zufrieden, wenn ihr erkennt, daß sie euch nicht alles erzählt. Doch seid nicht gewalttätig, denn das verträgt sie nicht, sie wird es euch heimzahlen, wird sich verschließen oder gar euch verletzen. Sie wird ihre Urkräfte schicken und euch züchtigen – etwa die Waldelefanten oder ihre heiße Sommersonne.


Und ihr Frauen, benutzt auch ihr die Werkzeuge und das klare, nüchterne Denken der Männer, um der Natur etwas abzuluchsen, auch dafür ist sie offen, wenn ihr offen zu ihr seid. Doch glaubt nicht, daß die Männer etwas Besseres oder Klügeres sind, nur weil sie mit Leichtigkeit über die Werkzeuge verfügen, die euch fremd sind.


Schließlich werdet ihr dem König einen Bericht geben wollen. Frauen und Männer sollten getrennt berichten und sich nicht gegenseitig dreinreden. Der König ist so klug, daß er verstehen wird, daß die Berichte von Frauen und Männern verschieden sein müssen. Und er wird dankbar sein für euren Mut, beide Wege gelten zu lassen.

Das war die Nacht, in der ich meiner Inneren Frau begegnete. Die Meisterin ist die oberste bhikkuni dieses Tempels. Sie erschien in einer hellroten Robe und trug einen goldenen Reif auf ihren schwarzen Haaren.




Geht nun weiter auf die Seite, wo beschrieben wird, was ich noch alles im Devi Jagadamba Tempel sah:
http://tantra-khajuraho-drei-bee.blogspot.com/

Jedoch der Anfang dieses Besuches im Jagadamba steht hier:
http://tantra-khajuraho-drei-aaa.blogspot.com



Die Gesamtübersicht über alle meine Blogs findet ihr hier:
002 - neue Gesamtliste:
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(Die Zahlen dienen meiner eigenen Übersicht)





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